Erentrudis (Erentraud, Ehrentraud Arintrudis, Erentrudis) von Salzburg, auch von Nonnberg (um 663 in Worms / heute Deutschland - 30. Juni 718 in Salzburg / heute Österreich), Benediktinerin, erste Äbtissin der Abtei auf dem Nonnberg in Salzburg; verehrt als Heilige, Gedenktag: 30. Juni (Todestag)
Das "Erin-Kloster" auf dem Nonnberg in Salzburg besteht bis heute. Es gilt als das älteste, durchgehend bewohnte Frauenkloster nördlich der Alpen. Seine erste Äbtissin war Erentrud, die bald nach ihrem Tod als Heilige verehrt wurde. Am 4. September 1624 wurde sie vom Salzburger Fürsterzbischof zur Stadt- und Landesmutter von Salzburg ernannt. 1986 wurde sie vom Salzburger Erzbischof neben den Salzburger Landespatronen Rupert und Virgil ebenfalls zur Landespatronin erhoben, vielleicht um die Frauenquote bei den Landespatroninnen zur fördern. Doch wer war diese Frau?
Wie bei vielen Heiligen aus dem Altertum und dem Mittelalter ist die Quellenlage für Erentrud problematisch. Zwar ist ihre Verehrung als Heilige im Kloster auf dem Nonnberg bereits im 8. Jahrhundert urkundlich belegt, doch erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts entstand eine Beschreibung ihres Lebens. Als Verfasser gilt Caesarius, damals ein Kaplan des Klosters auf dem Nonnberg, der allerdings der Glorifizierung der Heiligen seines Klosters den Vorzug gab. Die wirkliche Erentrud und ihr Leben dürfte ihn dagegen weniger interessiert haben.
In der darstellenden Kunst hat Erentrud als Äbtissin überlebt. Gewöhnlich wird sie mit dem Äbtissinnen-Stab und einem Kirchenmodell dargestellt. Ein Kirchenmodell ist gewöhnlich das Attribut von Kirchenstifterinnen und Kirchenstiftern. Bei ihr ist es vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie nicht nur, wie berichtet wird, vom Heiligen Rupert oder dem bayerischen Herzogspaar als Äbtissin des neuen Klosters eingesetzt wurde, sondern auch an dessen Errichtung mitbeteiligt war. Weitere Attribute, die sich manchmal finden, sind das Kreuz und das flammende Herz.
Was aber wissen wir über die wirkliche Erentrud?
1924 wurden ihre Gebeine untersucht. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchung war sie zum Zeitpunkt ihres Todes höchstens 55 Jahre alt, von schlanker, mädchenhafter Gestalt und hatte blonde Haare. Sie gilt als eine Verwandte des Heiligen Rupert (gest. um 718). Früher galt sie als seine Nichte, heute wird es auch für möglich gehalten, dass sie seine Schwester war. Sie gehörte, wie er zur iro-schottischen Mission, die sich zur Zeit der Völkerwanderung und im frühen Mittelalter um die neuerliche Verbreitung des Christentums in Europa verdient machte. Dass ihre Familie in Worms am Rhein ansässig war, ist vorstellbar. Aber war sie tatsächlich von fürstlicher oder königlicher Abstammung? Vermutlich war sie von adliger Herkunft. Erentrud war sehr gebildet und soll bereits in Worms eine klösterliche Frauengemeinschaft geleitet haben, ehe sie nach Salzburg kam.
Entweder kam Erentrud bereits um 696 mit Rupert nach Salzburg, wo dieser als Abt-Bischof tätig werden konnte. Oder er holte sie nach 711 dorthin nach. Rupert hatte mit Unterstützung des Bayernherzogs Theodbert und dessen Ehefrau Regintrud um 711 auf einer Terrasse des Salzburger Festungsbergs, dem späteren Nonnberg, ein Frauenkloster gegründet, das Maria geweiht und der Benediktinerregel unterstellt worden war.
Erentrud wurde seine erste Äbtissin. Mit ihren Mitschwestern, angeblich zwölf gebildeten und adligen Damen, versuchte sie die dortige Bevölkerung zu missionieren, förderte aber auch deren Lebens- und Bildungsstandard. Nach der Überlieferung unterrichtete sie Kinder und Erwachsene, betreute Arme und kümmerte sich um die Kranken. Dabei soll sie immer bei guter Laune gewesen sein. Am interessantesten finde ich aber, dass sie angeblich sogar selbst gepredigt haben soll.
Das Kloster auf dem Nonnberg dürfte zunächst ein Hauskloster der bayerischen Herzogsfamilie gewesen sein. Unter den 12 Äbtissinnen, die Erentrud nachfolgten und vor 784 starben, wird bei sieben eine Verwandtschaft mit den Agilofingern angenommen. Im Mittelalter gehörte das Kloster auf dem Nonnberg zu den wichtigsten Benediktinerinnenklöstern im Ostfränkischen und später im Heiligen Römischen Reich. Von ihm aus wurden weitere neu gegründete Benediktinerinnenklöster auf dem Territorium des Erzbistums Salzburg besiedelt, darunter die Benediktinerinnenklöster von Göss, Traunkirchen, St. Georgen am Längsee, Sonnenburg im Pustertal, Eichstätt, Gurk, Erla und Säben.
Erentrud selbst starb bereits einige Jahre nach ihrer Einsetzung als Äbtissin, mit Sicherheit aber überlebte sie ihren Verwandten Rupert um mindestens einige Monate. Sie wurde in ihrem Kloster auf dem Nonnberg beigesetzt, dessen Klosterkirche heute nicht nur der Maria Himmelfahrt, sondern auch ihr geweiht ist. 1024 wurden ihre Gebeine in die neue Krypta der Klosterkirche übertragen. Heute befindet sich ein Teil ihrer Überreste in einem kostbaren Büstenreliquiar aus dem Jahr 1318, für den Rest wurde 1624 ein silberner Schrein angefertigt.
Erentrud wurde bald nach ihrem Tod als Heilige verehrt. Um 788 wurden bereits Wallfahrten zu ihrer Grabstätte eingerichtet und das Kloster auf dem Nonnberg erhielt eine eigene Pilgerherberge.
Quellen und Literatur
Erhard Gorys (Hrsg.): Lexikon der Heiligen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1997. ISBN 3-423-32507-0, S. 99
Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstiel. Mit 365 Heiligen durchs Jahr. Wiener Dom-Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3.85351-294-4. S. 192
Jakob Torsy (Hrsg,): Lexikon der Deutschen Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Gottseligen. Verlag J. P. Bachem, Köln, 1959, S. 141
Joachim Schäfer: Artikel Erentrudis von Salzburg, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon; Link: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienE/Erentrudis_von_Salzburg.html, abgerufen am 29. 6. 2024
Artikel bei Wikipedia, Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Erentrudis_von_Salzburg, abgerufen am 29. 6. 2024
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