Aurelia von Straßburg (4. Jahrhundert - vermutlich 304, in Argentoratum / heute Straßburg, Frankreich), Märtyrerin, Gefährtin der Heiligen Ursula; als Selige bzw. Heilige verehrt; Gedenktag: 15. Oktober
Aurelia von Regensburg (10. Jahrhundert, vermutlich im heutigen Frankeich - 15. Oktober 1027, in Regensburg / heute Deutschland), Reklusin; als Selige bzw. Heilige verehrt; Gedenktag: 15. Oktober (Todestag)
Der Legende nach war Aurelia von Straßburg eine Gefährtin der Heiligen Ursula von Köln (4. Jh.), mit der sie gemeinsam das Martyrium erlitt. Danach wurde sie in Straßburg beigesetzt und über ihrem Grab im 9. Jahrhundert eine Kapelle errichtet, die Aurelienkirche. Nach einer anderen Version der Straßburger Legende soll sie nicht mit Ursula den Märtyrertod erlitten haben, sondern diese musste sie in Straßburg zurücklassen, weil Aurelia schwer erkrankt war.
Ende des 13. Jahrhunderts wird die Straßburger Aurelia erstmals in der bildenden Kunst dargestellt: in einem Glasfenster des Straßburger Münsters. Sie trägt ein langes gegürtetes Kleid mit einem reich verzierten Mantel, in ihrer Hand hält sie einen Palmenzweig. Zwar ist der Palmenzweig gewöhnlich das Symbol des Martyriums, doch wird er bei Aurelia, die durch Krankheit vom Martyrium bewahrt blieb, gewöhnlich als ein Symbol für den himmlischen Lohn, der ihr zuteilwurde, gedeutet. 1324 wird dann erstmals die Straßburger Aurelienkirche (Sainte-Aurélie) genannt, die zuvor den Namen Moritzkirche hatte. Diese Kirche zählt zu den ältesten Sakralbauten in Straßburg und ist heute noch erhalten. Seit der Reformation (16. Jahrhundert) ist sie eine evangelisch-lutherische Kirche.
Damit ist die Verehrung der Straßburger Aurelia jedenfalls durch die bildende Kunst früher belegt als bei der Regensburger Aurelia, die im Gegensatz zu dieser aber tatsächlich gelebt haben dürfte, auch wenn über ihr Leben nichts bekannt ist.
Um 1330 wurde im Kreuzgang des Benediktinerklosters St. Emmeran zu Regensburg ein römischer Grabstein mit Gebeinen und der Aufschrift Aurelia entdeckt. Das Grab dieser Aurelia entwickelte sich zur Wallfahrtsstätte und wurde später barockisiert. In der bildenden Kunst gibt es eine Darstellung, die Aurelia bei ihrem Eintritt ins Kloster zeigt. Sie ist als Pilgerin gekleidet.
Um die Regensburger Aurelia entstand eine Legende. Nach dieser war sie eine Tochter des westfränkischen Königs Hugo Capet (gest. 996). Ihr Vater wollte sie als Fünfzehnjährige verheiraten, worauf sie nach Regensburg flüchtete, wo sie sich unter Bischof Wolfgang (gest. 994) in einer Zelle in der Nähe des Benediktinerklosters St. Emmeran einmauern ließ. In dieser soll sie noch mehr als fünfzig Jahre als Reklusin gelebt haben.
Beide Aurelien werden noch mit einer weiteren Aurelia in Verbindung gebracht, die am Bodensee verehrt wird.. Der Legende nach geriet diese Aurelia in eine heidnische Christenverfolgung und entkam dieser, indem sie von Fußach nach Lindau auf die Burg flüchtete. Auf der Römerschanze in Lindau wurde später eine Aureliakapelle erbaut, von der noch Überreste erhalten sind.
Die Geschichte dieser Aurelia lässt sich ganz gut mit der Legende der Regensburger Aurelia kompilieren, da es durchaus vorstellbar ist, dass Aurelia von Regensburg nach ihrer Flucht vom Hof ihres Vaters am Bodensee in eine Christenverfolgung gerät und danach von dort nach Regensburg weiterzieht oder vielleicht dorthin flüchtet. Weniger schlüssig lässt sich die Straßburger Aurelia mit Aurelia vom Bodensee kompilieren, Nicht wirklich kompilierbar sind dagegen die Regensburger und die Straßburger Aurelia, obwohl es natürlich vorstellbar wäre, dass die Straßburger Aurelia nach ihrer Gesundung nach Regensburg weiterzog und dort ihr Leben als Reklusin beendete. Immerhin ist der Grabstein mit der Aufschrift Aurelia ein römischer Grabstein. Nur die Zeitlinie steht dem im Weg und dass die Straßburger Aurelia in Straßburg beigesetzt wurde. Es wäre sicher interessant zu prüfen, ob wir es hier mit verschiedenen Heiligenkulten zu tun haben und inwieweit sich diese gegenseitig beeinflusst haben.
Quellen und Literatur
Erhard Gorys (Hrsg.): Lexikon der Heiligen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1997. ISBN 3-423-32507-0, S. 54 (beide Aurelien)
Hiltgart L. Keller (Hrsg.): Reclams Lexikon der Heiligen und Biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der Bildenden Kunst. Philipp Reclam jun., Stuttgart, 9., durchgesehene Auflage 2001. ISBN 3-15-010492-0, S. 68 (Aurelia von Straßburg)
Jakob Torsy (Hrsg,): Lexikon der Deutschen Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Gottseligen. Verlag J. P. Bachem, Köln, 1959, S. 62 (beide Aurelien)
Albert Urban (Hrsg.): Lexikon der Heiligen und Namenstage. Herder, Freiburg im Breisgau, 2. Auflage 2014. ISBN 978-3-451-32312-6, S. 64 (Aurelia von Regensburg)
Joachim Schäfer: Artikel Aurelia von Regensburg, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon, Link: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Aurelia_von_Regensburg.html, abgerufen am 25. Juli. 2024
Joachim Schäfer: Artikel Aurelia von Straßburg, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon, Link: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Aurelia_von_Strassburg.html, abgerufen am 1. August 2024
Artikel bei Wikipedia, Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Aurelia_von_Regensburg, abgerufen am 25. Juli 2024 (zu Aurelia von Regensburg)
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