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  • AutorenbildDie Querleserin

Es war einmal – am 14. Dezember vor 900 Jahren

Aktualisiert: 18. Dez. 2023

Wer war Heinrich von Spanheim (Sponheim)?

Am 14. Dezember im Jahr 1123, also vor 900 Jahren, starb Heinrich von Spanheim (Sponheim), der für kurze Zeit als Heinrich IV. Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona gewesen war. Ein guter Anlass, sich daran zu erinnern, dass auf dem Areal des heutigen EU-Landes Österreich im Hochmittalter nicht nur die Babenberger geherrscht haben und dass dieses EU-Land heute ein Staatsgebilde ist, das aus verschiedenen Herrschaften, Grafschaften und Herzogtümern entstanden ist. Die Familie der Spanheimer, zu der Herzog Heinrich (IV.) von Kärnten gezählt wird, war zu seinen Lebzeiten eine bedeutende Adelsfamilie im Heiligen Römischen Reich, die damals aus mehreren Familienzweigen bestand, die mit verschiedenen Herrschaften belehnt waren.

 

Das familiäre Umfeld

Der spätere Herzog von Kärnten wurde im 11. Jahrhundert, vermutlich um 1065/70, geboren. Dass sein genaues Geburtsdatum unbekannt ist, teilt er mit vielen historischen Persönlichkeiten des Mittelalters. Er war Mitglied der im Rheinland ansässigen, einflussreichen Grafenfamilie der Spanheimer oder Sponheimer, denen es zur Zeit der Kaiser aus der Familie der Salier gelungen war, sich im Dienst der Kaiser und der Kirche einflussreiche Positionen zu sichern. Ihr Herrschaftsbereich, das auf verschiedene Familienzweige und Mitglieder damals aufgeteilt war, erstreckte sich über das Rheingebiet bis zur damaligen Grenze des ungarischen Königsreichs und vom Erzbistum Magdeburg und der sächsischen Nordmark bis in die heutige Toskana.

 

Heinrich (IV.) war ein Enkel des einflussreichen Grafen Siegfried von Spanheim (gest. 1065, auf einer Pilgerfahrt), dem um 1045 die „Ungarnmark“ auf dem Areal des heutigen EU-Landes Österreich anvertraut war. Die neuere Geschichtsforschung geht davon aus, dass er auch mit jenem Siegfried von Spanheim ident ist, der um 1048 als Graf im Pustertal belegt ist. Verheiratet war er mit Richardis von Lavant (gest. um 1073), die später als Selige verehrt wurde. Ihre Familie war im Herzogtum Kärnten begütert. Das Ehepaar stiftete gemeinsam mit seinem Sohn Engelbert (I.) von Spanheim (gest. um 1096) das Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal. Engelbert (I.) war später einige Jahre Markgraf von Istrien, sein jüngerer Bruder Hartwig (gest. um 1102) Erzbischof von Magdeburg.

 

Heinrich (IV.) war einer der Söhne von Engelbert (I.) von Spanheim. Als Brüder von ihm gelten: Markgraf Engelbert (II.) von Istrien (gest. 1141), Bischof Hartwig von Regensburg (gest. 1126), Graf Siegfried von Arch (gest. um 1130) und Graf Bernhard von Trixen (gest. 1147), der Stifter von Viktring (heute Teil der Stadt Klagenfurt). Bisher nicht geklärt sind die Herkunft von Heinrichs Mutter Hadwig von Mossa und seiner Ehefrau Gertrud.

 

Aufstieg zum Herzog von Kärnten

Der letzte Herzog von Kärnten aus der Familie der Eppenheimer war Heinrich (III.) (gest. 1122). Dieser war der Patenonkel von Heinrich von Spanheim. In der Forschung wird angenommen, dass er selbst bei Kaiser Heinrich V. als Lehensherr des Herzogtums Kärnten erreicht hatte, dass Heinrich von Spanheim ihm als neuer Herzog nachfolgen sollte.

 

Herzog Heinrich (III.) sicherte zwar seinem Patensohn die Nachfolge als Herzog von Kärnten, vererbte aber seinen umfangreichen Allodialbesitz inklusive seiner Dienstleute dem steirischen Markgrafen Otakar (III.) (gest. um 1166), ausgenommen jene Besitzungen, die er zur Dotierung seiner Klostergründung St. Lambrecht bestimmt hatte. Mit dieser Entscheidung begünstigte er langfristig den Aufstieg der Markgrafschaft Steier auf Kosten des Herzogtums Kärnten.

 

Tod und Erbe

Dafür, dass Herzog Heinrich (IV.) von Kärnten aus seiner Ehe mit Gertrud Kinder hatte, gibt es keine Belege. Daher wird in der Geschichtsforschung gewöhnlich davon ausgegangen, dass seine Ehe kinderlos geblieben war. Mit der Aufarbeitung und Erschließung weiterer Quellen, so zum Beispiel Nekrologe wurde besonders in den letzten Jahren sehr deutlich, dass für die Zeit des Mittelalters die Dunkelziffer von Kindern, die nach der Geburt oder als Kleinkinder starben, sehr hoch ist. Daher kann keineswegs ausgeschlossen werden, dass Heinrich und Gertrud vielleicht doch Kinder hatten. Gesichert scheint nur, dass Herzog Heinrich (IV.) zum Zeitpunkt seines Todes kinderlos war.

 

Heinrich (IV.) starb am 13. Dezember 1123, vermutlich im Stift Admont, in das er sich bereits einige Zeit vor seinen Tod zurückgezogen hatte. Er überlebte seinen Aufstieg zum Herzog von Kärnten also nur wenige Monate. Als Herzog von Kärnten folgte ihm Markgraf Engelbert (II.) von Istrien, einer seiner Brüder, nach. Die Kärntner Herzogswürde verblieb somit in seiner Familie. Engelberts Nachkommen herrschten noch ca. 150 Jahre über das Herzogtum Kärnten. Auch wenn ihre Herrschaft in der Beurteilung der Geschichtsforschung gewöhnlich nicht gerade als besonders glanzvoll oder erfolgreich beurteilt wird, waren sie jedenfalls in der Lage sich für einen längeren Zeitraum im Herzogtum Kärnten an der Macht zu halten.

 

Fazit

Dass die bedeutende Adelsfamilie der Spanheimer (Sponheimer) auch für eine längere Zeit über das Herzogtum Kärnten herrschte, ist zumindest im deutschen Sprachraum längst vergessen, ebenso wie der Umstand, dass auf dem Areal des heutigen EU-Landes Österreich im Hochmittelalter nicht nur die Babenberger zu finden sind. Heinrich von Spanheim war nur wenige Monate Herzog von Kärnten und hatte daher nicht die Zeit, sich irgendwie besonders hervorzutun. Immerhin aber blieb das Herzogtum Kärnten für die nächsten 150 Jahre unter der Herrschaft seiner Familie.

 

Quellen / Literatur

  • Heinz Dopsch – Karl Brunner – Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999, ISBN 3-8000-3525-1. S. 309ff.

  • Karl Brunner: Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert (= Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichisches Geschichte 907-1156), Ueberreuter, Wien, 1994. ISBN 3-8000-3521-9. S. 161, 162

 

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