Alram (Adalram) von Kremsmünster (11, Jahrhundert - 11. März, vermutlich 1122 oder 1123), Benediktiner, Abt von Kremsmünster, gilt als Seliger, Gedenktag: 11. März (Todestag)
Abt Alram (I.) von Kremsmünster war im Hochmittelalter Abt des Benediktinerstiftes Kremsmünster. Früher galt er einmal als einer der bedeutendsten Äbte des Mittelalters, heute ist er allerdings völlig vergessen und nicht einmal im Stift Kremsmünster scheint sich eine Erinnerung an ihn erhalten zu haben. Sein Grab ist verschollen, in der Stiftskirche findet sich kein einziger Hinweis zu ihm. Warum eigentlich?
Über die Herkunft von Alram ist nichts überliefert. Er gehörte dem Benediktinerorden an und war zunächst Mönch im niederbairischen Stift Niederaltaich und dann von ca. 1090-1120, also etwa für 30 Jahre Abt des Stiftes Kremsmünster.
Stift Niederaltaich wurde in Niederaltaich an der Donau (heute Deutschland, Bundesland Bayern) nach der Überlieferung vom Agilolfinger-Herzog Odilo von Bayern (gest. 748) gegründet, zu dessen weiteren Klostergründungen auch das ehemaligen Kloster in Mondsee (heute Österreich, Bundesland Oberösterreich) zählt. Im Mittelalter war es ein bedeutendes Kloster und seine Besitzungen erstreckten sich bis nach Wien. 1803 wurde es als Folge der Säkularisierung aufgelöst.
Stift Kremsmünster wurde 777 im gleichnamigen Ort (heute Österreich, Bundesland Oberösterreich) von Herzog Tassilo (III.) von Bayern (gest. um 796), dem Sohn von Herzog Odilo., gegründet und besteht bis heute als Benediktinerkloster. Es ist noch immer ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum und als Bildungsstätte und wegen seiner Sternwarte (erbaut 1750) bekannt.
Zu Alrams Zeit war es bereits ein ehrwürdiges Kloster, das unter ihm ein wenig modernisiert wurde. Über Alrams Wirken als Abt heißt es, dass er sein Kloster mit großer Sorgfalt führte und mit wirtschaftlichem Geschick dessen Wohlstand erhöhte. Unter ihm als Abt mehrte sich der Bücherbestand von Kremsmünster, zudem ergänzte er die bestehende Ausstattung der Klosterkirche. Außerdem wird ihm die Errichtung der Kirchen in den Pfarren Kirchdorf und Windischgarsten zugeschrieben. Alram war aber auch ein gefragter Ratgeber, sowohl für die einfachen Leuten als auch für andere Klöster. Offensichtlich hatte er Kontakte zu den Stiften Admont und St. Lambrecht und wird auch mit den Anfängen von Stift Melk in Verbindung gebracht.
Fragen ergeben sich allerdings in Bezug auf Alrams Rolle als Stifter der Kirche St. Benedikt in Pettenbach. Er soll sie gestiftet haben, nachdem er von Kaiser Heinrich IV. (1050-1106) die Rückgabe von Landgütern in Pettenbach und im Traungau für sein Kloster erwirkt hatte, die einst Bischof Christian von Passau (gest. 1013) Kremsmünster weggenommen hatte. Zu dieser Rückgabe gibt es mit der erhaltenen Kaiserurkunde vom 30. April 1099, die in Regensburg unterfertigt wurde, auch einen urkundlichen Beleg.
Allerdings ist eine Kirche in Pettenbach bereits viele Jahre vor der Zeit von Abt Alram belegt, sodass ihre Stiftung unter ihm nicht unbedingt glaubwürdig wirkt. Vorstellbar wäre allerdings, dass die bereits bestehende Kirche durch einen Neubau ersetzt oder nur ausgebaut wurde. Vorstellbar wäre auch, dass sie erst unter Abt Alram dem Heiligen Benedikt geweiht wurde.
Offensichtlich hatte Abt Alram zu Kaiser Heinrich IV. gute Beziehungen, ohne dass er deshalb im Konflikt mit den Päpsten war. Das überrascht insofern, als Alram Abt von Kremsmünster zur Zeit des Investiturstreites war. Hatte er das Glück, dass er sich und sein Kloster aus diesem Konflikt weitgehend heraushalten konnte, was für ihn als Politiker sprechen würde?
Abt Alram hatte jedenfalls eine gute Hand für wirtschaftliche und politische Dinge, war aber auch künstlerisch und wissenschaftlich interessiert - für das Stift Kremsmünster sehr vorteilhaft.
Die Gründe, warum Abt Alram 1120 sein Amt zurücklegte, sind unbekannt, doch offensichtlich geschah es freiwillig. Nach seinem Tod soll er in der Nähe der mittleren Säule in der rechten Seitenkapelle der damaligen Kirche begraben worden sein, doch ist sein Grab heute verschollen.
Alram von Kremsmünster gehört zu jener Gruppe der Heiligen und Seligen, die zwar als solche verehrt, aber nie offiziell vom Heiligen Stuhl zu dieser Ehre erhoben wurden, obwohl zu ihrer Zeit der Heilige Stuhl dieses Recht für sich allein längst durchgesetzt hatte. Gründe dafür, dass jemand nicht durch den Heiligen Stuhl heilig oder selig gesprochen wurde, gibt es verschiedene. In den meisten Fällen, wie wohl auch bei Alram lag es wohl daran, dass die Person nur eine regionale Bedeutung besaß. Weitere Gründe sind das Fehlen der für eine Heilig- und Seligsprechung notwendige Lobby. Oder eine Heilig- bzw. Seligsprechung wurde zwar beantragt und der Prozess sogar gestartet, aber letztlich nicht realisiert, weil kein dafür erforderliches Wunder nachgewiesen werden konnte.
Alram ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch eine Verehrung als Seliger keine Garantie dafür ist, dass sich spätere Generationen noch an jemanden erinnern. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Überlieferung zu Alram die wesentliche Quellenbelege fehlen, die heute unbedingt erforderlich sind, um in der Geschichtsforschung überhaupt noch Beachtung zu finden. (Dass nicht einmal sie helfen können, wenn die Geschichtsforschung sich auf eine bestimmte Sichtweise festgelegt hat, ist eine andere Sache.) Andererseits lässt sich an Alrams Leben gut beobachten, was im Mittelalter von einem guten Abt erwartet wurde und mit welchen Schwierigkeiten damals selbst ein angesehenes Benediktinerkloster zu kämpfen hatte. Und letztlich ist er einer der vielen, die das Stift zu dem gemacht haben, was es bis heute ist.
Quellen und Literatur
Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstil. Mit 365 Heiligen durchs Jahr. Wiener Dom Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-85351-294-4. S. 81
Jakob Torsy (Hrsg,): Lexikon der Deutschen Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Gottseligen. Verlag J. P. Bachem, Köln, 1959, S. 31
Joachim Schäfer: Artikel Alram I. von Kremsmünster, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon, Link: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Alram_von_Kremsmuenster.html, abgerufen am 23. März 2024
Artikel bei Wikipedia, Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Alram_(Abt), abgerufen am 23. März 2024
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