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AutorenbildDie Querleserin

Die Schulgründerin, die nie eine Schule besuchen durfte - Wer war Maria De Mattias?

Maria De Mattias (eigentlich Maria Mathilde de Angelis) (4. Februar 1805, Vallecorsa bei Frosinone, Kirchenstaat / heute Italien - 2o. August 1866, Rom / heute Italien), Schul- und Ordensgründerin, Gründerin der Kongregation der Anbeterinnen des kostbaren Blutes; Seligsprechung: 1, Oktober 1950, Heiligsprechung: 18. Mai 2003; Gedenktag: 20. August (Todestag)


Maria De Mattias wurde als Schulgründerin bekannt, obwohl oder gerade weil sie selbst nie eine Schule hatte besuchen dürfen. Dabei stammte sie keineswegs aus einer armen Familie, die sich eine gute Schulbildung für ihre Kinder nicht leisten konnte. Für ihre großbürgerliche und wohlhabende Familie zählte nur die Frömmigkeit. Eine vernünftige Ausbildung für Mädchen oder gar der Besuch einer Schule war nicht vorgesehen. Da es zudem keine Familien in der Nachbarschaft gab, die als standesgemäß galten, war es Maria De Mattias nicht erlaubt, Kontakt zu anderen Kindern zu haben. Sie wuchs völlig isoliert auf, muss aber eine ziemlich willensstarke Persönlichkeit gewesen sein, denn sie verkümmerte geistig und seelisch nicht unter solchen Verhältnissen. Stattdessen brachte sie sich selbst das Schreiben und Lesen bei.


1822 kam Kaspar (Gaspare) del Bufalo (gest. 1837) nach Vallecorsa. Er widmete sich der Volksmission und hatte 1815 die Ordensgemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut (CPPS) gegründet, um seine Ideale verwirklichen zu können. Die Begegnung mit ihm dürfte Maria De Mattias sehr beeindruckt haben. Nur wenig später wurde sie selbst aktiv, als sie begann, Gleichaltrige in dem zu unterrichten, was sie selbst konnte. Sie brachte ihnen Umgangsformen bei und leitete sie zum Beten an. Dann beschloss Maria De Mattias etwas zur Verbesserung der Mädchenbildung und der Lage der Frau zu unternehmen. Sie lebte inzwischen in Akuto in der Nähe von Vallecorsa, wo sie 1834 einen eigenen Orden gründete: die Kongregation der Anbeterinnen des kostbaren Blutes ("Adoratrici del Prezios", heute "Adoratrici del Sangue di Cristo"). Mit diesem eröffnete sie, die nie eine Schule besucht hatte, eine Schule, und an dieser übernahm sie den Religionsunterricht.


Maria De Mattias führte wöchentliche Mutterrunden ein, die sie nutzte, um sich mit anderen Frauen über Kindererziehung und Eheführung auszutauschen. Wenig später kamen auch die Ehemänner einiger dieser Frauen zu den Gesprächen mit, da sie das ebenfalls interessierte. Maria De Mattias wurde gebeten, auch ihnen Religionsunterricht zu geben, und sie tat es, obwohl es damals Frauen verboten war, Männer in Religion zu unterrichten. Interessanterweise wurde das bei ihr toleriert. Die bischöflichen Kontrolleure, die immer wieder auftauchten, sahen darin nichts Unrechtes.


Nachdem sich Maria De Mattias weitere Frauen angeschlossen hatten, konnte sie weitere Ordensniederlassungen errichten. Bis zu ihrem Tod waren es ca. 70, fast alle auf die kleinen Dörfer im Kirchenstaat verteilt. 1866 übersiedelte Maria De Mattias nach Rom, der ausdrückliche Wunsch von Papst Pius IX. Als sie noch im selben Jahr an der Tuberkulose starb, ließ er es sich nicht nehmen, ihr persönlich ein Grab auszusuchen. Die Kongregation der Anbeterinnen des kostbaren Blutes besteht bis heute und umfasst inzwischen fast 2.000 Schwestern.



Quellen und Literatur

  • Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstil. Mit 365 Heiligen durchs Jahr. Wiener Dom Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-85351-294-4. S. 243

  • Bruno Steiner: Herders Lexikon der Heiligen. Herder, Freiburg / Basel / Wien, 3. Auflage 2011, S. 211


  • Joachim Schäfer: Artikel Maria de Mattias, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon, Link: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maria_Mattias.html, abgerufen am 21. August 2024

  • Artikel bei Wikipedia, Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_de_Mattias, abgerufen am 17. August 2024



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