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AutorenbildDie Querleserin

Der zweite Gründer des Servitendordens - Wer war Philipp Benitius?

Philipp (Philippus, Filippo) Benitius (Benizi) (15. August, vermutlich 1233, in Florenz / heute Italien - 22. August 1285, Todi / heute Italien), Servit, Generalprior des Servitenordens (OSM); Seligsprechung: 8. Oktober 1645, Heiligsprechung: 12. April 1671; Gedenktag: 22. August (Todestag)


Philipp Benitius lehnte es einer Legende nach ab, Papst zu werden. Er soll sich sogar in einer Höhle versteckt haben, um seine Wahl zu. Daher wird er in der Ikonographie gewöhnlich mit der Tiara, der Papstkrone, gezeigt, die zu seinen Füßen liegt. Nach einer anderen Legende soll er während einer Hungersnot in Arezzo zur Gottesmutter gebetet haben, worauf kurz darauf vor der Klosterpforte ein Brotkorb abgestellt wurde. Die Serviten segnen zur Erinnerung daran an seinem Gedenktag Wasser und Brot, doch auch ohne diese Legenden spricht sein Leben für ihn. Die Entwicklung des Servitenordens wäre ohne Philipp Benitius vermutlich eine ganz andere gewesen, weswegen es nur passend ist, falls er tatsächlich 1233 geboren wurde. Denn in diesem Jahr wurde der Servitenorden gegründet, dessen Weiterbestand zum wichtigsten Ziel seines Lebens werden sollte.


Als Philipp Benitius geboren wurde, war seine Geburtsstadt Florenz ein eigenständiger Stadtstaat. Er war adelig und studierte zunächst Medizin und Philosophie, doch mit ca. zwanzig Jahren entschloss er sich 1252 zum Eintritt in den Orden der Serviten. Er nahm seine Berufung ernst, was sich daran erkennen lässt, dass er sich 1259 zum Priester weihen ließ. 1267 übernahm er als fünfter Generalprior die Leitung der Serviten, die sich zu dieser Zeit in einer schweren Krise befanden. Mit der Einführung einer neuen Ordensregel, in die Elemente der Ordensregeln für die Dominikaner und Franziskaner übernommen wurden, vielen Missionsreisen und mitreißenden Predigten gelang es Philipp Benitius die Lage des Ordens einigermaßen in Griff zu bekommen. Er gewann neue Ordensmitglieder und ließ neue Ordensniederlassungen gründen, einige davon im heutigen Deutschland, Polen und Ungarn.


1268-1271 kam es nach dem Tod von Papst Clemens IV. (Gui Foucois, gest. 268, Papst 1265-1268) zu einem sehr langen Konklave, ehe Papst Gregor X. (Tebaldo Visconti, gest. 1276, Papst 1271-1276) gewählt wurde. Nachdem sich die Kardinäle nach fast zwei Jahren noch immer nicht auf einen Kandidaten geeinigt hatten, wurde Philipp Benitius 1271 als Vermittler zum Konklave gebeten. Dabei machte er eine so gute Figur, dass er selbst als Kandidat in Betracht gezogen wurde.


Mit Papst Gregor X., unter dem das 2. Konzil von Lyon (1274) einberufen wurde, und dessen Nachfolgern sollte Philipp Benitius noch große Schwierigkeiten haben. Auf dem Konzil wurde versucht, mit Beschlüssen den Servitenorden aufzulösen. Unter dem kurzen Pontifikat von Papst Innozenz V. (Pierre de Tarentaise, gest. 1276, Papst 1276), einem Dominikaner, wurde dem Servitenorden die Ausbildung von Novizen verboten und somit dessen Fortbestand "de jure" unmöglich gemacht. Philipp Benitius leistete beharrlich Widerstand, doch sollte er die Rücknahme dieses Verbotes im Jahr 1286 durch Papst Honorius IV. (Giacomo Savelli, gest. 1287, Papst 1285-1287) nicht mehr erleben. Mit Juliana Falconieri (gest. 1341) gründete Philippus Benitius den weiblichen Ordenszweig des Servitenordens, die Servitinnen.


Philipp Benitius war etwa 52 Jahre, als er an einem Fieber starb. Seine letzte Ruhestätte fand er im Dom zu Todi. Im Kreuzgang des ehemaligen Wiener Servitenklosters ist sein Leben in Bildern dargestellt. Philipp Benitius wurde 1671 heiliggesprochen, also fast 200 Jahre früher als die Ordensgründer der Serviten.


Quellen und Literatur

  • Hiltgart L. Keller (Hrsg.): Reclams Lexikon der Heiligen und Biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der Bildenden Kunst. Philipp Reclam jun., Stuttgart, 9., durchgesehene Auflage 2001. ISBN 3-15-010492-0, S. 480

  • Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstil. Mit 365 Heiligen durchs Jahr. Wiener Dom Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-85351-294-4. S. 245

  • Jakob Torsy (Hrsg,): Lexikon der Deutschen Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Gottseligen. Verlag J. P. Bachem, Köln, 1959, S. 443


  • Joachim Schäfer: Artikel Philippus Benitius, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon, Link: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienP/Philippus_Benitius.htm, abgerufen am 20. August 2024

  • Artikel bei Wikipedia, Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Benizi, abgerufen am 20. August 2024



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